Luftschlösser 2006


Ein Stadtschloss für Potsdam, NEIN Danke.

Unter dem Slogan "Wir brauchen ein neues Gebäude für den Landtag" soll mitten auf einer Hauptverkehrskreuzung (Map) der Stadt Potsdam ein Altes Stadtschloss wieder aufgebaut werden. Wie vor dem politisch motivierten Abriss des Palastes der Republik in Berlin, versuchen jetzt Einwohner der Landeshauptstadt diesen konzeptfreien Aktionismus zu stoppen.


Als der Kriegsschutt beseitigt war, Straßenbahnen und Trabis den letzten Pferdewagen abgelöst hatten, galt es weitsichtig Raum für den schnell zunehmenden Verkehr zu schaffen. Fundamentrest wurden diskret mit Dynamit geglättet, mit Humus abgedeckt, freundlich bepflanzt und die Zukunft hatte Luft atmen.
















Nur Zugezogene wie Günther Jauch () oder der amtierende OB () sind jetzt dem Glauben verfallen mit einem Klotz im Zentrum, den alten Monarchen auf ewig huldigen zu müssen. Eine unvoreingenommene Analyse des Architektur-Soziologen Werner Sewing () sowie kontroverse Standpunkte wurden bei einer Fernsehsendung am 28.11.2006 vor Ort diskutiert.



Da man bereits ohne die Entscheidung der Stadtverordneten abzuwarten das Umlegen der Straßen in Auftrag gegeben hat (24 waren später dafür/27 dagegen), will man sich nun nachträglich mit einem Bürgerentscheid das voreilige Handeln legitimieren lassen. Da der Neubau "beschlossene Sache" zu sein scheint, werden die Einwohner jetzt nur noch gefragt, wo der teure Kasten hin soll. Eine grundsätzliche Ablehnung (was eine kostengünstige Sanierung am bestehenden Standort zur Folge hätte) wurde per Gerichtsentscheid kurzerhand ausgeschlossen.



Klar ist, Potsdam braucht keine Bannmeile im Zentrum sondern eine Stadthalle. Zur Freude aller Touristen sollten die Archäologen endlich auch darauf verzichten, jedes Frühjahr wegen ein paar alter Ziegel die Wiese aufzubaggern und im Herbst wieder zuzuschütten. Wer heute glaubt neofeudale Mauern aufbauen zu müssen, sollte die Realpolitik an den Nagel hängen und virtuell abtauchen. Während die Alten dann nach herzenslust in schönen bunten Bildern herumspazieren, werden junge kreative Ingenieure inzwischen eine attraktive Silhouette für ein modernes Potsdam schaffen.

Alternativ sollte man in der Bürgerbefragung den Standort des alten Schlachthofes ankreuzen, "Speicherstadt" genannt. Wenn sich hier die Bauzeit verlängert, würde kein Verkehrschaos entstehen und sollte etwas "Geld übrig bleiben", wär vielleicht eine Sanierung des Schwimmbades drin.





Berlin - Palast muss für Schloss weichen

Einst war der Palast der Republik eine kulturelle Begegnungsstätte für ein Volk. Mit der Wende wurde er jedoch schnell zum Dorn im Auge der Regierenden und man lies die Verkleidung solange Abschleifen bis es an Asbest nur so staubte. Man sollte wissen, dass in den 70-Jahren alle modernen Stahlträgerbauwerke mit Spritzasbest gegen Brandhitze geschützt wurden und kein Amerikaner kam deshalb auf den Gedanken, das World Trade Center abreißen zu lassen oder vielleicht doch?





Anstatt sich im Jahr der Fußballweltmeisterschaft für die Kameras der Welt herauszuputzen, wurden Berlins Sehenswürdigkeiten wie u. a. das Rote Rathaus, mit Bauplanen verhüllt und der Palast zu einer Ruine "umgebaut". Es ist schon etwas traurig zu sehen, wie jetzt in Honeckers "Lampenladen" (den übrigens früher niemand so genannt hat) die "letzten Lichter" für chinesische Stahlmarder brennen.




Fotos Potsdam, Fortunaportal am "Alten Markt" von 2005 und November 2006
TV Pics & Clips aus RBB-Sendung Klipp & Klar vom 28.11.2006
Fotos vom Palast der Rebublik von 2004 und Mai 2006